Blogger und PR-Agenturen: So funktioniert die Zusammenarbeit

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Selbstständige Journalistin mit dem Fokus auf Verbraucher- und Internetthemen, Buchautorin, Dozentin. Mehr Infos: Wirtschaft verstehen!, Facebook, @kuechenzurufGoogle+

Was PRler von Bloggern erwarten
Was PRler von Bloggern erwarten

Natürlich kann man einfach so vor sich hin bloggen – über das was man erlebt, das was einem durch den Kopf geht, über das, was man im Internet findet. Allerdings wird es viele Bereiche geben, in denen das nicht ausreicht, um ständig spannende Inhalte für die Zielgruppe zu generieren. Hier können Kontakte zu Pressestellen oder PR-Agenturen hilfreich sein, auch wenn die Zusammenarbeit mit ihnen in manchen Fällen umstritten, manchmal sogar bedenklich ist. Sind sich beide Seiten der Grenzen bewusst, können sie aber von Kooperation profitieren. Für ein journalistisches Blog ist es jedoch wichtig, das Berufsethos im Blick zu behalten, transparent zu kommunizieren, was man wofür bekommen hat, und sich nicht zum erweiterten Arm von gezielt platzierter PR zu machen.

Allerdings hat natürlich auch die andere Seite Vorstellungen davon, wie eine Kooperation aussehen könnte. Eine faire Zusammenarbeit ist nur möglich, wenn beide Parteien miteinander reden – gerne schon vor der Kooperation. Ich habe bei meinen diesjährigen Bloggeraktivitäten drei PR-Kolleginnen kennengelernt, denen daran gelegen ist, die Kommunikation zwischen beiden Seiten zu verbessern – und darum habe ich mich ausführlich mit ihnen über das Thema unterhalten:

Anja Reinhardt macht unter anderem PR für Hotels und Urlaubsorte
Anke Piontek betreut mit ihrer Agentur vor allem Kunden aus dem Digitalbereich
Monika Fritsch vertritt Frankreich als Urlaubsland in Deutschland

Arbeitest du viel mit Bloggern zusammen?

Anja: Mal mehr, mal weniger. Geht es um Urlaubsdestinationen, habe ich viel mit Bloggern zu tun.

Monika: Die erste Bloggerin war 2012 bei unserer Medientournee und nach vorsichtigen Anfängen sind unsere Bloggeraktionen zahlreicher geworden. Da Blogger erklärungsbedüftig sind, habe ich für unsere französischen Partner eine Art Gebrauchsanweisung geschrieben, die mittlerweile auf 25 Seiten angewachsen und in der vierten Version erschienen ist. 2015 und 2016 haben wir Steven Hille vom Blog funkloch.me auf Reise durch die Naturregionen Frankreichs geschickt. Ziel war, Texte, Fotos und Videomaterial der Regionen zu erstellen. 2016 haben wir für den Städtetourismus den #FrenchCityAward ausgeschrieben – 7 Blogger, 7 Reisen durch insgesamt 24 Städte. Weitere Projekte sind für 2017 in Planung.

Anke: Ja, wenn es um Destinationen geht, arbeiten wir viel mit Bloggern zusammen. Ich verstehe mich als Servicestelle zwischen dem Auftraggeber und dem Blogger. Dabei mache ich grundsätzlich gar nicht so einen Unterschied zwischen Bloggern und Journalisten. Ich spreche für die Aktionen diejenigen an, die am besten zum Auftrag meines Kunden passen.

Monika Fritsch
Monika Fritsch

Nach welchen Kriterien suchst du Blogger aus?

Monika: Die Reichweite ist nicht alles, aber Thema und Ausrichtung des Blogs müssen zum Projekt und zu den Partnern passen. Das Blog muss mich von der Optik her überzeugen und Rechtschreibfehler sollten sich in Grenzen halten. Wichtig ist für mich auch die erste Kontaktaufnahme: Kann der Blogger sich und sein Anliegen gut darstellen? Hat die Mail eine Signatur? Ist das Mediakit dabei? Sehr oft frage ich die Blogger, wie sie die Reise umsetzen möchten – also wie viele Artikel, welche Kanäle – was sehr aufschlussreich ist. Ich schicke oft Blogger, die ich persönlich kenne, auf Reisen. Ich nutze entsprechend alle Gelegenheiten, Blogger kennenzulernen. Oft ist es so, dass ich ein Stichwort oder ein Thema mit einem Blogger verbinde – sobald ich das passende Projekt habe, komme ich dann auf den Blogger zurück, was durchaus ein oder zwei Jahre später sein kann.

Anja: Zuerst google ich sie, dann prüfe ich ihre Webseite, Social Media Kanäle, checke die Inhalte und meistens telefoniere ich mit ihnen. Mittlerweile habe ich ein feines Gespür, wer echtes Interesse an einer Geschichte hat, und wer sich einfach nur ein paar schöne Tage machen möchte, ohne dafür zu bezahlen.

Anke: Neben der Reichweite schaue ich mir genau an, was Blogger machen. Und entscheide dann, ob das zu meinem Kunden passt. Wir hatten beispielsweise in Krefeld die Aktion Gipfelstürmer. Da war uns wichtig, dass die Blogger aus NRW kamen. Gerade auch, wenn wir die Anfahrtskosten übernehmen, ist uns Nähe wichtig. Außerdem sind viele Blogger sehr professionell und haben ein Mediakit, was ich sehr schätze.

Was muss ein Blogger tun, damit du ihn unterstützt?

Anke Piontek
Anke Piontek

Anja: Er muss auf der Suche nach einer Geschichte sein, und er sollte bereits einen passenden und adäquaten Platz für diese haben. Ich sehe mich als eine Art „Geschichten-Händler“, und da gehört es zum Service, dass ich bei der Suche und Realisierung behilflich bin. Dafür lege ich mich gerne ins Zeug und habe schon oft Bloggern Recherchen ermöglicht, die unrealistisch schienen. Das macht mir Freude, allerdings nur, wenn dabei eine schöne Veröffentlichung entsteht. Alles andere ist sehr enttäuschend. Die schönste Bloggerreise, die ich erlebt habe, war mit Foodbloggern, die mit sehr viel Herz und Leidenschaft recherchiert, gebloggt und gekocht haben.

Monika: Ganz normal anfragen, mit einer möglichst klaren und stimmigen Projektidee und genügend Zeit für mich, das Interesse der Partner und Regionen abzufragen und ein Programm zu erarbeiten. Allzu vage Anfragen überzeugen mich nicht, ebenso sehr kurzfristige Geschichten. Und, ganz wichtig, wir müssen natürlich auch Budget haben, um das Projekt unterstützen zu können.

Anke: Ich bin ein Freund von Kommunikation. Ein Blogger sollte mit mir kommunizieren, entweder am Telefon oder vielleicht auch persönlich. Er muss mir sagen, was er will, er muss sich selbst präsentieren können. Dann sehen wir, wie ich ihm helfen kann.

Was erwartest du von Bloggern vor der Aktion, während der Aktion, nach der Aktion?

Anja Reinhardt
Anja Reinhardt

Anke: Vor der Aktion ist mir wichtig zu erfahren, wie der Blogger eigentlich an das Thema herangehen möchte. Denn nur so kann ich ihm bei der Programmgestaltung behilflich sein. Wer mich anschreibt, sollte mehr als nur „Ich möchte dabei sein“ per Mail schicken. Mich interessiert der Fokus, die Reichweite, seine Präsenz auf sozialen Kanälen. Während der Aktion erwarte ich, dass der Blogger Wertschätzung zeigt und sich an die Situation anpasst. Und danach, dass er etwas veröffentlicht. Ich frage nach, wenn ich lange auf eine Veröffentlichung warten muss, das bin ich dem Kunden schuldig.

Monika: Wir schicken jedem Blogger, der erstmals mit uns in Kontakt kommt, ein Dokument, in dem wir unsere Erwartungen klar kommunizieren: Eine klar strukturierte Idee bereits vor der Aktion, Neugierde auf unsere Kooperationspartner vor Ort während der Aktion. Aber auch Eigeninitiative: Wir finanzieren nicht alle Ideen komplett. Nach der Reise erwarten wir Feedback! Das ist unheimlich effektiv für alle Beteiligten.

Anja: Nachdem mich ein Blogger überzeugt hat, erwarte ich während der Aktion Aufmerksamkeit, echtes Interesse, Notizen, Fragen, Fragen, Fragen – einfach alles, was eine gute Recherchearbeit auszeichnet. Es macht mir viel Freude Bloggern bei der Arbeit über die Schulter zu schauen. Gute Blogger freuen sich über spannende Geschichten und suchen wie Schatzsucher nach spannenden Storys und meistens haben sie einen guten Riecher und werden fündig. Ich zeige ihnen nur das richtige Fleckchen Erde zum Suchen, den Rest machen sie dann selbst. Nach der Aktion möchte ich gerne die Links zu den Belegen geschickt bekommen.

Was passiert, wenn dich ein Blogger enttäuscht hat?

Monika: Die größte Enttäuschung wäre ja, dass nichts geschrieben wird. Das ist uns bei Bloggern bisher noch nicht passiert. Jeder Blogger sollte außerdem wissen, dass er unseren Partnern als Vertreter seines Standes gegenübertritt. Er kann viel Porzellan zerschlagen, wenn er es zum Beispiel an grundsätzlichen Regeln der Höflichkeit mangeln lässt. Wir haben Regionen, die aufgrund einer einzigen negativen Erfahrung kategorisch ablehnen, über weitere Bloggerprojekte nachzudenken. Für uns eine ganz schwierige Situation.

Anja: Seit meiner Selbstständigkeit ist mir das zum Glück noch nicht passiert, da ich jeden Kontakt selbst überprüfe. Aber wenn nie eine Veröffentlichung beziehungsweise eine Begründung oder Entschuldigung für eine Nicht-Veröffentlichung käme, dann landen diese Leute auf der sogenannten Blacklist und werden nicht mehr kontaktiert.

Anke: Bisher habe ich zum Glück noch keine schlechten Erfahrungen gemacht. Davon abgesehen ist konstruktive Kritik immer willkommen.

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3 Kommentare zu “Blogger und PR-Agenturen: So funktioniert die Zusammenarbeit

  1. Hallo Bettina,

    ein sehr interessantes Dreier-Interview. Wir können bestätigen das die Zusammenarbeit mit Monika sehr professionell und freundlich ist. Mit den Erwartungen der Partner ist es nicht immer einfach, aber durch Arbeitsbeispiele können diese am besten Einschätzen ob die Ergebnisse zu ihrer Strategie passen werden oder nicht.

    Gruß Mario

  2. Das ist ein sehr informatives Interview. Ich fand es interessant auch einmal die „andere“ Seite zu hören. Erschreckend finde ich, dass es immer noch Menschen gibt, die zu einer Reise/Event/oder sonstiges eingeladen wurden, nicht die nötige Wertschätzung etc. mitbringen und dann ggfs. nicht darüber berichten.
    VG
    Iris

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