„Lasst uns mehr über Geld reden!“

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Freier Journalist mit Schwerpunkt Technik, Sachbuchautor und Dozent. Nerd, Geek und vieles mehr. Homepage: www.timo-stoppacher.de Weitere Profile von mir: @CGNTimo, Facebook und Instagram. E-Mail timo@stoppacher.de

Beim DJV-Barcamp Anfang Juli nahm ich an einer Session teil, in der es um die Situation freier Journalisten ging. Dort gab es ein spannendes Experiment: Wir haben Preise verglichen – unsere Preise für unsere Dienstleistungen.

Dieser Preisvergleich war wichtig und richtig. Denn in unserer Branche wird einfach viel zu wenig über Geld gesprochen. Ein Zitat aus der Session war: „Lasst uns mehr über Geld reden!“ Dem schloss sich sofort ein weiterer Teilnehmer mit einer kleinen Abwandlung an: „Lasst uns über mehr Geld reden.“

Über Geld spricht man nicht

Selbst in der kleinen vertrauten Runde gab es ein spürbares Unbehagen über Geld zu sprechen. Selbst als der Vorschlag kam, wir mögen alle unsere Preise auf einen Zettel notieren und vorne würden sie anonym vorgelesen, wurde argumentiert, dass das nicht ginge, man könne die Preise für verschiedene Dienstleitungen nicht vergleichen.

 

Da kommt wieder eines – meiner Meinung nach – der größten Probleme der Honorierung von Journalismus zum Vorschein: Die Bezahlung nach Ergebnis. Ob ich 100 Zeilen nach einem einstündigen Termin in einer weiteren Stunde runtertippe oder tagelang recherchiert und Interviews geführt habe und darüber 100 Zeilen schreibe – das Honorar ist oft identisch. Wir müssen weg davon.

Aufwand muss bezahlt werden

Kein Anwalt, kein Handwerker und kaum ein anderer Dienstleister rechnet nach Ergebnis ab. Es wird nach Stunden bezahlt. Höchstens beim Frisör findet sich eine Preisliste, weil die meisten Dienstleistungen vom Zeitaufwand her einfach zu kalkulieren sind.

Die Spanne der Stundensätze, die bei den Kolleginnen und Kollegen in der Session dann letztlich zusammenkamen, war weit: Stundensätze zwischen 25 und 150 Euro, Tagessätze zwischen 300 und 1200 Euro. Die Spitzensätze lösten zum Teil ungläubiges Staunen aus. Man muss dazu sagen, dass diese Sätze in den meisten Fällen für PR gezahlt werden.

Einigen Teilnehmern ist auch schon angeboten worden ohne Honorar zu arbeiten. Schließlich könnten sie durch den Auftrag ja Erfahrung sammeln. Wie gut, dass Erfahrung die Miete und das Essen zahlt.

Kenne Deinen Wert

Ich werde immer wieder von anderen, häufig Studenten oder Berufsanfängern, gefragt, was man denn für einen Artikel nehmen kann. Ich antworte immer: Kommt darauf an, wie lange man dafür braucht (und es kommt auch ein bisschen darauf an, wer mein Kunde ist).

Viele geben sich mit dem zufrieden, was der Auftraggeber zu zahlen bereit ist. Das ist oft zu wenig.

Bei Verhandlungen hilft es immer zu wissen, wie viel die eigene Arbeit wert ist. Das lässt sich durch eine Kalkulation relativ schnell ermitteln. Ich muss wissen, wie viel Geld ich im Monat zwingend brauche für Miete, Essen, Versicherungen, Technik, Rücklagen für Alter, Krankheit und Urlaub und ähnliches und diesen Betrag durch die Arbeitsstunden teilen, die mir im Monat zur Verfügung stehen. Das ist jetzt ganz grob gerechnet, natürlich spielt noch mehr eine Rolle – im Beitrag zum 152 Euro-Tagessatz habe ich das ausführlicher gerechnet. Hier als fiktives Beispiel: Ich brauche 3.000 Euro im Monat und bei 20 Arbeitstagen im Monat muss ich so mindestens 150 Euro am Tag verdienen. Mindestens, denn nicht jeder Arbeitstag bringt das Honorar. Es gibt Tage, die verbringe ich mit Buchhaltung, mit der Entwicklung neuer Themen, mit der Installation des neuen Scanners und so weiter.

Bekomme ich nun einen Auftrag, für den ich fünf Tage brauche, müssen da einfach mindestens 750 Euro bei rausspringen. Darunter geht es einfach nicht, wenn ich meine Kosten decken und mich vielleicht mal ein paar Tage von der ganzen Arbeit erholen will.

Sprecht über Geld!

In der Session berichteten Teilnehmer, dass sie erst beim Austausch mit anderen gemerkt haben, dass sie viel zu billig waren. Sich mit anderen auszutauschen hilft also allen: Denen, die dann höhere Honorare verlangen können, und denen, denen sonst Aufträge nicht gegeben wurden, weil ein anderer den billigen Jakob gegeben hat.

Um mit gutem Beispiel voranzugehen, veröffentliche ich ab sofort auf meiner Homepage meine Preise und hoffe, dass vielleicht der eine oder andere sich auch dazu entschließt. Als Vorbild diente mir da Holger Bernert.

Weitere Honorardaten zum Vergleichen

Journalisten reden zu wenig über Geld
Journalisten reden zu wenig über Geld

Da kommt wieder eines – meiner Meinung nach – der größten Probleme der Honorierung von Journalismus zum Vorschein: Die Bezahlung nach Ergebnis. Ob ich 100 Zeilen nach einem einstündigen Termin in einer weiteren Stunde runtertippe oder tagelang recherchiert und Interviews geführt habe und darüber 100 Zeilen schreibe – das Honorar ist oft identisch. Wir müssen weg davon.

Lasst uns mehr über Geld reden! #DJVcamp16 pic.twitter.com/Xd0l9lExsk

— Andrea Hansen (@kommunautin) 2. Juli 2016

Aufwand muss bezahlt werden

Kein Anwalt, kein Handwerker und kaum ein anderer Dienstleister rechnet nach Ergebnis ab. Es wird nach Stunden bezahlt. Höchstens beim Frisör findet sich eine Preisliste, weil die meisten Dienstleistungen vom Zeitaufwand her einfach zu kalkulieren sind.

Die Spanne der Stundensätze, die bei den Kolleginnen und Kollegen in der Session dann letztlich zusammenkamen, war weit: Stundensätze zwischen 25 und 150 Euro, Tagessätze zwischen 300 und 1200 Euro. Die Spitzensätze lösten zum Teil ungläubiges Staunen aus. Man muss dazu sagen, dass diese Sätze in den meisten Fällen für PR gezahlt werden.

Einigen Teilnehmern ist auch schon angeboten worden ohne Honorar zu arbeiten. Schließlich könnten sie durch den Auftrag ja Erfahrung sammeln. Wie gut, dass Erfahrung die Miete und das Essen zahlt.

Kenne Deinen Wert

Ich werde immer wieder von anderen, häufig Studenten oder Berufsanfängern, gefragt, was man denn für einen Artikel nehmen kann. Ich antworte immer: Kommt darauf an, wie lange man dafür braucht (und es kommt auch ein bisschen darauf an, wer mein Kunde ist).

Viele geben sich mit dem zufrieden, was der Auftraggeber zu zahlen bereit ist. Das ist oft zu wenig.

@ffjournalismus Plädiere dafür, dem Markt zu signalisieren, dass Tagessätze < 400 einfach nicht machbar sind #AllesHatSeinenWert #DJVcamp16

— Kai Heddergott (@heddergott) 2. Juli 2016

Bei Verhandlungen hilft es immer zu wissen, wie viel die eigene Arbeit wert ist. Das lässt sich durch eine Kalkulation relativ schnell ermitteln. Ich muss wissen, wie viel Geld ich im Monat zwingend brauche für Miete, Essen, Versicherungen, Technik, Rücklagen für Alter, Krankheit und Urlaub und ähnliches und diesen Betrag durch die Arbeitsstunden teilen, die mir im Monat zur Verfügung stehen. Das ist jetzt ganz grob gerechnet, natürlich spielt noch mehr eine Rolle – im Beitrag zum 152 Euro-Tagessatz habe ich das ausführlicher gerechnet. Hier als fiktives Beispiel: Ich brauche 3.000 Euro im Monat und bei 20 Arbeitstagen im Monat muss ich so mindestens 150 Euro am Tag verdienen. Mindestens, denn nicht jeder Arbeitstag bringt das Honorar. Es gibt Tage, die verbringe ich mit Buchhaltung, mit der Entwicklung neuer Themen, mit der Installation des neuen Scanners und so weiter.

Bekomme ich nun einen Auftrag, für den ich fünf Tage brauche, müssen da einfach mindestens 750 Euro bei rausspringen. Darunter geht es einfach nicht, wenn ich meine Kosten decken und mich vielleicht mal ein paar Tage von der ganzen Arbeit erholen will.

Sprecht über Geld!

In der Session berichteten Teilnehmer, dass sie erst beim Austausch mit anderen gemerkt haben, dass sie viel zu billig waren. Sich mit anderen auszutauschen hilft also allen: Denen, die dann höhere Honorare verlangen können, und denen, denen sonst Aufträge nicht gegeben wurden, weil ein anderer den billigen Jakob gegeben hat.

Um mit gutem Beispiel voranzugehen, veröffentliche ich ab sofort auf meiner Homepage meine Preise und hoffe, dass vielleicht der eine oder andere sich auch dazu entschließt. Als Vorbild diente mir da Holger Bernert.

Weitere Honorardaten zum Vergleichen

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6 Kommentare zu “„Lasst uns mehr über Geld reden!“

  1. Hallo Herr Stoppacher,

    über Preise reden ist das Eine. Eine spannende „Unterhaltung“ hatte ich vor einigen Monaten. Da fragten mich einige Netzwerker, wie ich das mit dem Rechnungstellen handhaben würde (O-Ton-Frage). Meine Art der Vorgehensweise kannte von ihnen jeder, nur traute sich keiner sie selbst anzuwenden. Alle versenden ihre Rechnungen erst nach der erbrachten Leistung, selbst dann, wenn diese kalkulierbar ist. Abschlagsrechnungen oder gar Vorkasse zu nehmen, kam ihnen nicht in den Sinn.
    Kommt natürlich immer darauf an, wie kalkulierbar etwas im Voraus ist. Bei mir sinds i. d. R. Beratungen und Schreibaufträge und meist werde ich für eine bestimmte Anzahl Stunden im Voraus gebucht. Sobald der Auftrag fix ist, stelle ich meine Rechnung und hatte noch nie Schwierigkeiten mit Kunden deswegen.
    Aber dieses etwas laute Schweigen gab es zu diesem Thema in der Runde, obwohl ich gebeten wurde etwas mitzuteilen und das Thema nicht selbst einwarf. Schon seltsam und ja, wir brauchen mehr Offenheit bei Diskussionen rund ums Geld.

    Herzliche Grüße
    Silke Bicker

  2. Ja, wir müssen über die Honorare reden. Ich kenne allerdings kaum einen Kunden, mit dem ich über das Honorar verhandeln kann. In der Regel läuft das folgendermaßen: „Wir zahlen dafür xy Euro.“ Dann kann ich entscheiden, ob ich den Auftrag annehme oder ablehne. Mehr nicht. Aktuelles Beispiel: Ich habe einem Kreuzfahrt-Portal (online) eine Reisereportage angeboten. Kunde: „Mehr als 50 Euro (inklusive Fotos!) können wir nicht bezahlen.“ Das werde ich ablehnen. Die Folge: Ich finde kaum noch Kunden, weil die Preise überall nur noch nach unten gehen, weil, so in diesem wie vielen anderen Fällen, „die Werbeerlöse immer weiter sinken“. Ich wundere mich nur, wie die bei solchen Preisen ihre Seiten noch mit brauchbaren Inhalten füllen. Immer mehr haben (angeblich?) gar keine Budgets mehr mehr für den Ankauf von Inhalten und „müssen jetzt alles selbst schreiben“.

  3. Den Vorschlag, eher auf Stundenbasis kalkulieren zu wollen, kann ich nachvollziehen – allerdings möchte ich noch ein anderes Modell erwähnen, das meiner Erfahrung nach häufig angewendet wird und gut funktioniert.

    Der Kunde formuliert ein Wunschprodukt, zum Beispiel einen Text. Ich kalkuliere meinen zeitlichen Aufwand, komme auf z.B. 2000 Euro, was ich dem Kunde vorschlage. Dem Kunden ist das zu teuer und sagt: Oh, ich hatte eigentlich mit maximal 1500 Euro kalkuliert. Darauf passe ich meinen zeitlichen Aufwand an, in dem ich (tatsächlich, das geht) die Qualität herunterschraube und z.B. auf einen Teil der Recherche verzichte. Ich mache das dem Kunden transparent, er ist damit zufrieden, mein Stundensatz bleibt.

    Und damit, Timo, muss ich dir an einer Stelle widersprechen. Du schreibst: „Kein Anwalt, kein Handwerker und kaum ein anderer Dienstleister rechnet nach Ergebnis ab. Es wird nach Stunden bezahlt.“

    Im Gegenteil: Die meisten Handwerker (bin selbst einer :-) ) kalkulieren ihren Preis zwar auf Basis von Stunden, bieten dem Kunden am Ende aber einen Pauschalpreis an, den er so bekommt, wenn das beauftragte Ergebnis erzielt wurde. Egal, ob er am Ende viel schneller oder viel langsamer war als veranschlagt.

    Was ich sagen will: Am Ende braucht der Kunde im Vorhinein (!) doch so oder so einen verbindlichen Endpreis, egal ob der auf Zeichen oder Stunde oder Tag basiert. Ich jedenfalls kenne keinen Kunden, dem ich sagen kann: „Also ich bekomme 60 Euro pro Stunde. Und wie viele Stunden ich brauchen werden, sehen wir dann, wenn ich fertig bin.“

    Und dann schreibst du noch: „Ich muss wissen, wie viel Geld ich im Monat zwingend brauche (Miete, Essen, Versicherungen, Technik, Rücklagen für Alter, Krankheit und Urlaub etc.) und diesen Betrag durch die Arbeitsstunden teilen, die mir im Monat zur Verfügung stehen.“

    Das habe ich noch nie verstanden. Das klingt nämlich so, als könnte man seinen Stundensatz daran anpassen, wie groß und teuer meine Wohnung ist, die ich bewohne. Aber so läuft es ja nicht: Ich muss am Markt bestehen. Die Preise ergeben sich doch viel mehr aus Angebot und Nachfrage, Qualität, Kundenstruktur, persönliche Effizienz etc. Heißt: Ich persönlich würde IMMER so viel nehmen wie es geht, sprich so viel mir bezahlt wird. Und meinen Lebensstil passe ich dann an mein Einkommen an, nicht umgekehrt. :-)

    1. Danke für Deinen Kommentar. Auch Dein Modell ist natürlich möglich, ich behaupte ja nicht, dass nur ich die Weisheit gepachtet habe ;-)
      Die Handwerker könnten wir ausklammern, aber ich habe meine letzten Handwerkereinsätze alle nach Stunden bezahlt…
      Meine „Stundenkalkulation“ soll eher als Anhaltspunkt dienen, dass man sich seiner Kosten bewusst sein sollte und nicht so niedrig kalkuliert, dass man nicht mehr kostendeckend arbeitet – was sehr viele tun.

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