Vernetzung: Miteinander, nicht gegeneinander

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Selbstständige Journalistin mit dem Fokus auf Verbraucher- und Internetthemen, Buchautorin, Dozentin. Mehr Infos: Wirtschaft verstehen!, Facebook, @kuechenzurufGoogle+

Ich weiß, dass es durchaus nicht üblich ist, sich in unserer Branche groß Karrieretipps zu geben, vor allem nicht, wie man an gute Auftraggeber kommt. Aber ich habe ein Vorhaben mit dem Sie schon Erfahrung gemacht haben und dass ermutigt mich, mich trotzdem an Sie zu wenden.

So beginnt die eMail einer jungen Kollegin, die von mir Informationen darüber möchte, wie ich es vor zwei Jahren geschafft habe, meine Artikel mit Bezug zu meiner Zeit als ehrenamtliche Reporterin in Tansania zu verkaufen. Mich schockiert ihre eMail. Nicht, weil sie mir schreibt und von mir Informationen möchte, sondern weil es offenbar nicht üblich ist, sich gegenseitig zu helfen. Denn in einer späteren Mail präzisiert sie:

Unter uns jungen Journalisten gibt es einfach oft die Angst, man könnte sich die Butter vom Brot stehlen.

Nun bin ich natürlich nicht mehr ganz so jung und längst kein Anfänger mehr. Natürlich kann ich mir auch vorstellen, dass der Konkurrenzdruck groß ist: Festanstellungen sind rar geworden. Und wer sich für die Selbstständigkeit entscheidet, muss seinen Platz und Kundenstamm erst noch finden. Möglicherweise führt das dazu, sich von anderen abzuschotten und sich nicht gegenseitig zu helfen.

Miteinander, nicht gegeneinander. Foto: Bettina Blaß
Miteinander, nicht gegeneinander. Foto: Bettina Blaß

Ich bin aber ganz sicher, dass das der falsche Weg ist. Egal ob fest oder frei: Journalisten leben von ihrem Netzwerk:

  • Sie brauchen Informanten, die ihnen auch einmal etwas unter drei erzählen.
  • Sie kommen mit der Arbeit besser voran, wenn sie ab und zu den kleinen Dienstweg beschreiten können.
  • Die besten Aufträge kommen oft über Kollegen, die selbst ausgelastet sind oder mit dem Thema nichts anfangen können.

Wie man ein Netzwerk aufbaut

Ganz in diesem Sinne bin ich ziemlich gut vernetzt: Zu vielen meiner Ex-Kollegen bei WISO habe ich noch einen guten Draht, obwohl ich dort seit unfassbaren 17 Jahren weg bin. Die Beziehung ist sogar noch so gut, dass ich 2013 mit einer mir bis dahin unbekannten Kollegin aus der Redaktion ein Buch zum Thema Pflegeversicherung geschrieben habe. Gleiches gilt für die Kollegen aus der G+J-Zeit: Wir hatten nach unseren Entlassungen ein eMail-Netzwerk gegründet. Auch das ist schon zwölf Jahre her. Unsere regelmäßigen Treffen sind irgendwann eingeschlafen. Aber wir halten locker Kontakt. Und ich bin sicher, dass mir die ehemaligen Kollegen weiterhelfen würden, wenn ich sie um einen Rat fragen würde. Nicht zu vergessen das DJV NRW-Netzwerk: Man kennt sich, man sieht sich, man unterstützt sich – ist zumindest mein Eindruck. Der DJV NRW ist eigentlich auch der Grund, warum Ihr jetzt diesen Text lesen könnt. Timo und ich hätten uns sonst möglicherweise nie kennengelernt und keine Internetseite Fit für Journalismus ins Netz gebracht. Die wiederum hat ihre Begründung genau in diesem Thema: Wir helfen anderen Kollegen. Nicht, weil wir Konkurrenten aufbauen wollen, sondern weil wir wissen, dass gemeinsam vieles (einfacher) möglich ist.

Einzig zu meinen ehemaligen Kommilitonen am Journalistischen Seminar in Mainz habe ich keinen Kontakt mehr. Es gibt zwar ein Netzwerk aller Absolventen, aber keines speziell aus meinem damaligen Kurs heraus. Das liegt sehr wahrscheinlich auch daran, dass es im Jahr 1997 noch kein Facebook oder ähnliche soziale Netzwerke gab. Heute gibt es sie. Und Journalisten sollten sie nutzen, um sich zu vernetzen.

Haltet Kontakt!

Gerade die jungen Kollegen, die jetzt ihre Abschlüsse machen, können jedoch oft noch nicht das Potenzial der Netzwerke erkennen. Aber: Wenn 20 Absolventen in den Journalismus gehen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie unterschiedliche Auftrag- und Arbeitgeber haben. Der Weg in viele unterschiedliche Redaktionen oder zu Dienstleistern wird dadurch sehr kurz. Das geballte Branchenwissen, das in einem solchen Netzwerk entstehen kann, ist enorm. Über diesen Weg lassen sich Stellen und Aufträge zu Leuten verschieben, deren Kompetenz man schätzt. Das macht alle Seiten langfristig betrachtet glücklich und erleichtert jedem die Arbeit. Zumindest, wenn man das Netzwerk richtig nutzt.

5 Tipps für den Umgang mit einem Netzwerk

  1. Frage nicht, was das Netzwerk für Dich tun kann. Sondern: Was kannst Du für das Netzwerk tun?
  2. Wer gibt, wird bekommen: Andere bitten Dich um Rat? Hilf ihnen. Sie werden Dich unterstützen, wenn Du Ihre Hilfe benötigst.
  3. Nutzt das Netzwerk! Scheut Euch nicht, Fragen ans Netzwerk zu stellen. Nur so erweckt Ihr es zum Leben.
  4. Versucht, Euch ab und zu persönlich zu treffen. Ein gemeinsamer Abend kann Verbindungen mehr stärken, als eine jahrelange Bekanntschaft über digitale Netzwerke.
  5. Nutzt das gegenseitige Vertrauen nicht aus. Wer etwas unter dem Siegel der Verschwiegenheit erzählt bekommt, sollte es nicht in die große, weite Welt hinausposaunen.

Welche Netzwerke sind für Euch wichtig? Und welche Erfahrungen habt Ihr bislang mit Vernetzung gemacht?

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2 Kommentare zu “Vernetzung: Miteinander, nicht gegeneinander

  1. Ich kann die 5 Tipps zum Netzwerk nur unterstreichen. Ich habe mir in den letzten Jahren ein gutes Netzwerk aufgebaut und in dem Maß, wie ich dort Hilfe angeboten, Kontakte vermittelt und Rat weitergegeben habe, habe ich all das auch zurückbekommen.
    „Wer gibt, wird bekommen!“ – Das ist für mich wirklich der Leitspruch für erfolgreiches Networking.

  2. Ich kann Aufrufe zu mehr Vernetzung in der Medienbranche nur unterstreichen, aus meiner Sicht vor allem auch in Hinblick auf die Bekämpfung prekärer Arbeits- und Ausbildungsverhältnisse. Der einzelne ist da machtlos.

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