Existenzgründung für freie Journalisten: Wo anfangen?

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Freier Journalist mit Schwerpunkt Technik, Sachbuchautor und Dozent. Nerd, Geek und vieles mehr. Homepage: www.timo-stoppacher.de Weitere Profile von mir: @CGNTimo, Facebook und Instagram. E-Mail timo@stoppacher.de

„Juhu, ich bin freier Journalist.“ Theoretisch kann jeder diesen Satz sagen und sofort loslegen. Dennoch sollte der Start in die Selbstständigkeit zumindest ein bisschen vorbereitet werden. Wir haben dazu ein paar Hinweise zusammengestellt.

Der Formalkram

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Als freier Journalist ist man Freiberufler und muss kein Gewerbe anmelden. Man muss auch nirgendwo sonst eine Zulassung oder ähnliches beantragen. Einfach loslegen von jetzt auf gleich ist möglich. Aber das Finanzamt muss informiert werden, denn man braucht eine Steuernummer. Offiziell heißt das „Aufnahme einer selbständigen, freiberuflichen Tätigkeit“. Seit 2020 müssen Existenzgründer innerhalb eines Monats unaufgefordert beim Finanzamt den „Fragebogen zur steuerlichen Erfassung“ einreichen. Das geht online über das ELSTER-Portal. Und auch danach muss man die Anforderungen des Finanzamts hinsichtlich Buchführung und Fristen genau einhalten.

Die Absicherung

Wer angestellt ist, wird von seinem Arbeitgeber automatisch krankenversichert und Rentenbeiträge und so weiter werden direkt vom Gehalt abgezogen. Für Freiberufler gilt das nicht. Sie müssen sich selbst um ihre Absicherung kümmern. Für freie Journalisten ist die Krankenversicherung über die Künstlersozialkasse meistens die beste Variante. Mehr dazu hier.

Die Positionierung

Eine der wichtigsten Fragen ist die nach der Positionierung: Womit will ich am Markt überhaupt präsent sein? Freie Journalisten gibt es wie Sand am Meer. Es gilt, Alleinstellungsmerkmale zu finden und diese entsprechend zu kommunizieren, zum Beispiel auf der eigenen Homepage oder im Blog.

Wer als freier Journalist erfolgreich sein will, braucht ein Thema, bei dem er Spezialist ist. Das macht auch Mehrfachverwertungen einfacher. Eine Positionierung kann schnell erfolgen:

  1. Schritt: Marktforschung – Was wird gebraucht? Es hilft nichts, wenn man zwar am liebsten über sein exotisches Hobby schreiben möchte, es aber keine Abnehmer dafür gibt.
  2. Schritt: Klar definieren – Was davon biete ich an? Welchen Markt bediene ich? Will ich mich wirklich auf die niedrigen Zeilenhonorare einer Tageszeitung einlassen oder verkaufe ich Texte an Unternehmen für deren PR?
  3. Schritt: Recherche – Wem biete ich meine Dienste an? Wer sind die anderen Marktteilnehmer? Wer hat an meiner Dienstleistung Bedarf? Hier kann dann die Akquise ansetzen.

Das Startkapital

Auch wenn man außer vielleicht für einen Computer und ein bisschen Geschäftsausstattung nicht viel braucht, sollte man trotzdem nicht ohne Startkapital loslegen. Denn beispielsweise Versicherungen, Vermieter und Handyanbieter wollen ihr Geld regelmäßig. Bis die ersten Honorare auf dem Konto eingehen, kann es jedoch ein paar Wochen oder sogar Monate dauern.

Ein exemplarischer Zeitplan:
Auf die Gründung folgt eine Akquisephase. Nach ein paar Wochen kommt der erste Auftrag, der sofort erledigt wird, aber auch zwei Wochen braucht. Dann wird das Ergebnis abgenommen und dann kann man erst seine Rechnung stellen, die dann (im Idealfall) spätestens nach zwei Wochen bezahlt wird. So sind mindestens sechs Wochen ins Land gegangen. In dieser Zeit muss man von etwas leben. Wer aus der Arbeitslosigkeit gründet, kann den Gründungszuschuss beantragen. Dann ist zumindest der Lebensunterhalt für die ersten sechs Monate sichergestellt. Nicht vergessen: Von den Einnahmen müssen auch wieder Steuern bezahlt werden. So geht Sparen für die Steuer.

Die Akquise

Akquise ist immer. Am besten schon vor der Gründung, währenddessen und in der Regel als Selbstständiger immer wieder. Denn Kunden können kommen und gehen. Natürlich hängt es von der gelieferten Qualität ab, wie schnell sie wieder gehen, aber oft gibt es auch ganz andere Gründe. So sind beispielsweise in den letzten Jahren viele Medien eingestellt worden, gleichzeitig gibt es immer Neugründungen mit Bedarf an Autoren. Aktuell scheinen vegane Kochmagazine zu boomen, allerdings weiß natürlich keiner, wie lange so ein Trend anhält. Viele Tipps zur Akquise gibt es hier.

Noch mehr Tipps

Im Blog Medienpraxis gibt eine tolle Serie mit Tipps für frische Freie. Und Berufsverbände wie der DJV haben umfangreiches Material und Hilfestellungen.

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3 Kommentare zu “Existenzgründung für freie Journalisten: Wo anfangen?

  1. Im Bezug auf „Ein exemplarischer Zeitplan“ ist es meiner Meinung nach sehr empfehlenswert, die Selbstständigkeit anfangs als 2. Standbein laufen zu lassen. So lässt sich die finanziell schwierige Phase besser überbrücken.

    1. Ja, wenn man die Wahl hat, ist das ganz bestimmt eine gute Alternative. Allerdings hat man im Journalismus häufig nicht die Wahl, sondern fängt eher spontan mit der Selbstständigkeit an.

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