Freie Journalisten: Der eigene Arbeitsplatz

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Selbstständige Journalistin mit dem Fokus auf Verbraucher- und Internetthemen, Buchautorin, Dozentin. Mehr Infos: Wirtschaft verstehen!, Facebook, @kuechenzurufGoogle+

Natürlich kann man als freier Journalist seine Texte mit dem Laptop auf dem Sofa sitzend schreiben. Kein Problem. Zumindest nicht, wenn man es nur selten macht. Langfristig ist das jedoch nicht die beste Lösung. Ein Seminar zum Thema „Gesund und leistungsfähig als Freiberufler“ hat mich dazu gebracht, meinen Arbeitsplatz zu optimieren.

Ich bin seit 13 Jahren selbstständig. Angefangen habe ich mit dem Schreibtisch im Wohnzimmer – schließlich sollte meine Selbstständigkeit nur vorübergehend sein. Danach zog ich einige Jahre in eine Bürogemeinschaft. Das hat Vor- und Nachteile. Später zog ich in ein Büro in unserer Wohnung. Ich hatte zwei Zimmer zur Auswahl: das größere mit etwa 18 Quadratmetern, das kleinere mit ungefähr 15 Quadratmetern. Eigentlich liegt es auf der Hand, das größere Zimmer zu nehmen – schon alleine wegen der steuerlichen Vorteile. Allerdings wird das größere Zimmer im Sommer schnell über 30 Grad Celsius heiß – das ist nicht meine beste Betriebstemperatur. Also entschied ich mich für das kleinere Zimmer.

Arbeitsplatz eines Freiberuflers
Arbeitsplatz eines Freiberuflers

Arbeitsplatz: Wie stehen die Möbel optimal?

Im Winter ist es dort ziemlich kalt und ich muss ordentlich heizen. Die Kälte war nach dem ersten Jahr der Grund, das Büro erstmals umzustellen. Im Raum gibt es nämlich ein großes Dachfenster. Darunter stand mein Schreibtisch, weil ich es schön fand, immer den Himmel zu sehen. Doch die Kälte kroch durch das Fenster und machte leider auch die gläserne Schreibtischplatte so kalt, dass die Unterarme nie warm wurden. Daraufhin kaufte ich einen Schreibtisch mit Holzplatte. Weil es jedoch noch immer zu kalt unter dem Fenster war, stellte ich den Tisch nun im rechten Winkel dazu. Vor mir war nun viel, hinter mir wenig Platz. Da ich aber einen ziemlich grazilen Schreibtischstuhl hatte, war das in Ordnung.

Dann war ich auf einem Seminar der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft zum Thema Stimmprävention. Grund: nach Seminaren, die ich als Dozent gab, hatte ich immer Halsschmerzen. Ich lernte dort eine ganze Menge. Eher in einem Nebensatz wurde erwähnt, dass es am Schreibtischstuhl liegen kann, wenn man nach vielem Reden Probleme mit der Stimme hat. Denn sitzt man oft falsch, können sich die Muskeln verspannen, und das kann sich auf die Stimmbänder auswirken. Erfreulicherweise konnte ich auf diesem Seminar auch Stühle ausprobieren, die von der Berufsgenossenschaft als ergonomisch und gut eingestuft wurden. Was für ein Unterschied zu meinem Stühlchen zuhause! Ich schenkte mir zu Weihnachten einen neuen Schreibtischstuhl, der durchaus nicht günstig war – seither habe ich keine Probleme mehr mit meiner Stimme.

Warum soll ich mich schlechter stellen als potenzielle Arbeitnehmer?

Dafür war es nun an meinem Arbeitsplatz eng geworden, denn der neue Stuhl nimmt sehr viel mehr Platz weg, als der alte. Ich arrangierte mich damit. Bis wir im Seminar „Gesund und leistungsfähig als Freiberufler“ verschiedene Arbeitsplatzsituationen mit ihren Vor- und Nachteilen anschauten und ausprobierten. Was man allgemein weiß, ist die Sache mit dem rechten Winkel: Die Knie sollen rechtwinklig sein, dann stimmt die Stuhlhöhe. Die Arme sollen rechtwinklig auf der Arbeitsplatte liegen, dann stimmt die Tischhöhe. Was ich nicht wusste, war, dass es auch Mindestanforderungen an den Raum gibt, den ein Arbeitnehmer zwischen Tisch und Wand haben muss. Erst dachte ich: Was kümmert’s mich? Ich bin mein eigener Herr, da sind gesetzliche Vorgaben doch egal. Doch dann dachte ich, dass diese Einstellung eigentlich absurd ist: Hätte ich Angestellte, müsste ich diese Gesetze für sie beachten. Warum sollte ich mich selbst schlechter stellen – gerade weil ich mein eigener Arbeitgeber bin? Ich hörte von da an sehr aufmerksam zu und räumte am nächsten Abend zuhause mein Büro erneut um: Der Schreibtisch steht jetzt an der Wand und hinter mir ist viel Platz. Plötzlich fühle ich mich nicht mehr so beengt. Nachteil: Ich starre auf eine Wand, wenn ich nicht auf den Bildschirm schaue. Das lässt sich natürlich durch ein Bild aus dem letzten Urlaub verschönern.

Und noch ein Problem bringt dieser neue Platz des Schreibtischs mit sich: Es ist recht dunkel in dieser Zimmerecke. Wichtig ist es darum, dass die Schreibtischplatte gleichmäßig ausgeleuchtet ist. Das schaffe ich mithilfe einer Stehlampe rechts vom Schreibtisch, ein Design-Objekt, das leider viel Strom braucht. Dafür ist sie hell – und ich spare Heizkosten, denn ist die Lampe an, wird es warm. Noch besser wäre natürlich eine Lampe mit Tageslichtbirne, die deren Helligkeit automatisch an das Licht anpasst, das von draußen hereinkommt. Ja, das gibt es. Ist leider teuer, wie ich auf dem Seminar erfahren habe.

Räum‘ deinen Arbeitsplatz auf!

Außerdem bin ich seit diesem Seminar ein großer Freund der Clean Desk Philosophie. Nicht, dass ich besonders ordentlich wäre, im Gegenteil. Aber der Seminarleiter sagte einen Satz, der sich mir eingeprägt hat: „Die Dinge reden mit dir!“ Gemeint ist damit, dass man mit jedem Gegenstand in seiner Nähe etwas verbindet. Mit einem Zeitschriftenstapel auf dem Schreibtisch beispielsweise ein schlechtes Gewissen. Das übt einen Druck aus, den man möglicherweise bewusst nicht wahrnimmt, wohl aber unbewusst. Seither ist mein Schreibtisch leer. Es liegen nur die Unterlagen da, die ich für den Auftrag benötige, den ich gerade bearbeite. Bin ich damit fertig, stehe ich auf und lege sie in die Auftragsmappe. Das hat auch den Vorteil, dass ich häufiger vom Schreibtisch aufstehe und mich bewege. Und ich stelle fest, dass mir auch das gut tut.

Geplant: ein neuer Schreibtisch

Eine Sache habe ich aus dem Seminar noch mitgenommen: Die Schreibtische in den vorgestellten Arbeitswelten sind alle deutlich größer als meiner. Beim Probesitzen bemerkte ich, wie angenehm ich das finde. Mir wurde auch bewusst, dass mein Bildschirm für die Tiefe meines Tisches viel zu groß ist. Auf lange Zeit wird mir das Nackenprobleme bereiten – vielleicht ist es sogar schlecht für die Augen. Heißt: In diesem Jahr werde ich mich ganz sicher um einen neuen Schreibtisch kümmern. Dann, wenn das Büro ausgemistet ist – „Die Dinge reden mit dir!“ – und sobald die neue Tapete den Wohlfühlaspekt in dem Raum erhöht, in dem ich die meiste Zeit des Arbeitstages zubringe. Das bin ich mir wert.

Von der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft gibt es übrigens einen Büroplaner.

Sehr viele Tipps und Hintergrundwissen bietet auch das Buch „Sitzen ist das neue Rauchen“, das Timo für uns rezensiert hat.

Der Artikel stammt ursprünglich aus dem März 2015. Wir haben ihn aufgrund seiner Relevanz wieder nach vorne gezogen.

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5 Kommentare zu “Freie Journalisten: Der eigene Arbeitsplatz

  1. Cooler Beitrag. Weitere Infos zur Stimmprävention fände ich gut. Das Problem habe ich nämlich auch. Sogar dann, wenn ich im Stehen arbeite, bin ich ratz fatz heiser. Ich habe schon gute Freundin gefragt, die Sängerin ist, aber leider keinen Tipp für mich hatte.

    1. Danke. Ich war beim Stimmpräventionsseminar der VBG. Das kann ich wirklich nur jedem empfehlen, der dort über seinen Arbeitgeber versichert ist. Oder falls du Freiberufler bist und dich dort versichern kannst, lohnt sich die Jahresgebühr auch dafür – und für die anderen Seminare, die man dann kostenlos besuchen darf. Das Wichtigste aus meiner Sicht ist übrigens, in seiner natürlichen Stimmlage zu sprechen. Die ist bei Frauen oft etwas tiefer, bei Männern dagegen etwas höher als die Stimmlage, die wir uns aus gesellschaftlichen Gründen häufig antrainiert haben.

  2. Ein schöner Artikel. Man (?!) neigt ja leider oft dazu, sich selbst vieles nicht wert zu sein, das man anderen durchaus zugestehen würde. Ist doch seltsam, nicht wahr?
    Die ersten Jahre meines Freiberufler-Daseins waren bei mir Schreibtisch, PC und Telefon auf zwei Zimmer verteilt. Letztes Jahr dann der „Umzug“ der Teile in ein anderes Zimmer, das nun mein Büro ist. Sehr angenehm und auch konzentrationsfördernd.
    Über einen neuen Stuhl sollte ich vielleicht auch mal nachdenken – wenn ich bedenke, wie viele Stunden am Tag ich auf diesem verbringe!!!

  3. Cooler Einblick!
    Ich bin grade dabei zu versuchen mein Home Office zu optimieren. Tatsächlich hatte ich auch überlegt, meinen Schreibtisch unter das Dachfenster zu stellen. Das werde ich dann jetzt aber wohl doch sein lassen :)
    Außerdem finde ich es auch klasse, dass man mit deinem Tipp sogar noch Heizkosten einsparen kann! Danke dafür!

    1. Hallo Sabine,

      das ist leider eine Milchmädchenrechnung: Höhere Energiekosten für die Lampe gegen niedrigere Heizkosten aufrechnen, wird kaum funktionieren. Weil ich bei dem Link, den du gesetzt hattest, keinen Zusammenhang zu diesem Text sah, habe ich ihn entfernt. Ich denke, du verstehst das.

      Viele Grüße

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