Tipps für Journalismus-Studenten

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Freier Journalist mit Schwerpunkt Technik, Sachbuchautor und Dozent. Nerd, Geek und vieles mehr. Homepage: www.timo-stoppacher.de Weitere Profile von mir: @CGNTimo, Facebook und Instagram. E-Mail timo@stoppacher.de

Wer heute mit dem Berufsziel Journalist ein Studium anfängt, sollte sich von Anfang an mit der Realität auseinander setzen: Sie ist nicht so glamourös, wie sie sich viele Nachwuchsjournalisten vorstellen.

Als Dozent an mehreren Hochschulen erlebe ich immer wieder Erstsemester, die das berüchtigte „irgendwas mit Medien machen wollen“, aber keine Ahnung haben, wie es in den „Medien“ zugeht. Natürlich lassen sich die Arbeitsbedingungen nicht verallgemeinern, und es gibt auch Verlage und Sender, bei denen die Arbeitsbedingungen gut sind. Beispielsweise in den öffentlich-rechtlichen Sendern. Aber gerade im Tageszeitungsgeschäft, das immer noch einer der größten Arbeitgeber im Journalismus ist, sieht es düster aus: Redaktionsschließungen, Verlage ohne Tarifbindung oder Volontariate zu prekären Bedingungen. Darum sollten sich Schulabgänger mit dem Berufsziel Journalismus früh, am besten vor dem Studium, mit dieser Realität auseinander setzen.

Diese Tipps können helfen, trotz allem einen erfolgreichen Start ins Berufsleben zu schaffen:

Schreiben, schreiben, schreiben

Schon während des Studiums schreiben, schreiben, schreiben! Quelle: www.JenaFoto24.de / pixelio.de
Schon während des Studiums schreiben, schreiben, schreiben! Quelle: www.JenaFoto24.de / pixelio.de

Viele Studiengänge beschäftigen sich theoretisch mit dem journalistischen Schreiben und bieten Übungen oder Projekte an. Richtig viele Texte werden aber nicht geschrieben. Also, schreibt! Journalistisch. So bald wie möglich.

Zur Veröffentlichung eignen sich Hochschulmedien oder das eigene Blog. Das ist in Minuten eingerichtet und sollte entsprechend journalistisch gefüllt werden, beispielsweise mit Artikeln zum Hobby. Hochschulmedien bieten oft Gelegenheit, sich so richtig auszutoben, solange ein Mindestmaß an Qualität und die journalistische Sorgfalt erreicht werden. Beim DJV gibt es eine Checkliste zu Hochschulmedien. Das Ziel ist, gute Arbeitsproben zu generieren. Denn viele Redaktionen fordern auch für Praktika Arbeitsproben, am besten bereits veröffentlichte. Womit wir schon beim nächsten Punkt wären.

Macht relevante Praktika

Hört sich einfach an, ist es aber nicht. Faustregel: Je unbedeutender ein Medium ist, desto einfacher ist es, dort ein Praktikum zu bekommen. Gerade in kleinen Redaktionen kann man oft viel selbst machen und hat die Gelegenheit, Artikel oder Beiträge zu produzieren, die gedruckt oder gesendet werden.

Leider neigen aber die kleinen Redaktionen dazu, Praktikanten auszubeuten (natürlich nicht alle). Im Praktikum sollte die Ausbildung im Vordergrund stehen. Wer nach ein paar Wochen (unbezahlt) die gleiche Arbeit wie ein Redakteur erledigt, sollte das Praktikum beenden. Das gilt auch, wenn es nicht den Erwartungen entspricht und man nur an den Kopierer gestellt wird, statt Einblicke in die journalistische Arbeit zu bekommen. Auch dazu gibt es eine Checkliste vom DJV.

Wem große Namen wichtig sind, der sollte dies bedenken: Zur FAZ oder dem WDR wollen viele, macht sich ja auch gut im Lebenslauf. Doch die Wartezeiten sind zum Teil über ein Jahr lang und viel selbst machen kann man dort in der Regel nicht. Ergo erhält man auch keine Arbeitsproben, die aber in einer journalistischen Bewerbung zwingend notwendig sind.

Sucht Euch ein Thema

Und zwar eins, das Euch möglichst lange ernähren wird. Das geht natürlich nicht von jetzt auf gleich. Aber wer früh weiß, dass er am Liebsten über Autos schreibt, kann seine Karriereplanung danach ausrichten. Und die entsprechenden Praktika machen. Oder man orientiert sich schon bei der Studienwahl am Thema. Es gibt spezialisierte Studiengänge wie Technikjournalismus, Modejournalismus und andere. Die Spezialisierung wiederum sollte nicht zu eng sein. Und das Thema kann sich im Laufe eines Journalistenlebens auch wandeln.

Arbeitet als freier Journalist

Schon während des Studiums sollte man versuchen, sein Geld mit Journalismus zu verdienen. Das geht und macht in der Regel mehr Spaß als Kellnern. Und um im Mantra zu bleiben: Es generiert weitere Arbeitsproben. Um als freier Journalist zu arbeiten, braucht man keinen Abschluss und kein Zertifikat. Man fängt einfach an, indem man Redaktionen Themen anbietet. Weil man am Anfang in der Regel ein Unbekannter ist, sollte man sich eine aussagekräftige Präsenz im Netz zulegen. Das kann eine Homepage, ein Blog, ein Profil bei xing oder ein Portfolio bei torial sein. Das Ziel: früh eine Marke werden. Dann klappt es auch nach dem Studium besser mit dem Job.

Wissen, wie die Branche tickt

Das eingangs beschriebene Beispiel mit den unwissenden Studenten möchte ich noch etwas ausführen. Studienbeginn vor vier Wochen, mitten in NRW. Eine Gruppe aus 25 Erstsemestern wusste nicht, wie es im ehemaligen WAZ-Konzern, der jetzigen Funke Mediengruppe, so zugeht. Selbst die WAZ an sich war vollkommen unbekannt. Diese Erfahrung mache ich regelmäßig mit Studenten. Also informiert Euch. Lest Mediendienste, Blogs, Newsletter und geht auf Veranstaltungen der Berufsverbände. Dort lernt man auch die erfahrenen Kollegen kennen und kann sich ein Netzwerk aufbauen.

Nochmal zusammengefasst:

  • Übung macht den Meister, daher so viel wie möglich schreiben.
  • Nur Praktika machen, die weiter bringen.
  • Ein Thema finden, das einen begeistert und das sich journalistisch nutzen lässt.
  • Von Anfang an versuchen, sein Geld mit Journalismus zu verdienen.
  • Die Branche kennen lernen, auch um sich ein Netzwerk aufzubauen.

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