Unter der Lupe: Blasting News

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Selbstständige Journalistin mit dem Fokus auf Verbraucher- und Internetthemen, Buchautorin, Dozentin. Mehr Infos: Wirtschaft verstehen!, Facebook, @kuechenzurufGoogle+

Screenshot Blasting News
Screenshot Blasting News

Ende Januar bekamen Timo und ich eine Mail von einem Community-Manager bei Blasting News. Er fragte uns, ob wir uns eine Kooperation mit dem Unternehmen vorstellen könnten, beschrieb ausführlich, was Blasting News macht, verriet uns aber nicht, wie aus seiner Sicht eine Kooperation aussehen könnte. Ich fragte deswegen nach. Er antwortete, er sei für alle Kooperationsformen offen. Weil ich damit nicht viel anfangen konnte, habe ich mir jetzt Blasting News näher angeschaut:

Geht man auf Blasting News Deutschland, sieht die Seite aus, wie eine gewöhnliche Nachrichtenseite. Dahinter steht ein Unternehmen in der Schweiz, es gibt einen Link zur Redaktion und zu Redaktionsrichtlinien. Der Community Manager beschrieb uns Blasting News so:

Wir sind ein unabhängiges, internationales und komplett personalisiertes Online-Magazin und seit kurzem auch in Deutschland aktiv. Mit Hilfe von mehr als 125.000 Blastern, in 32 verschiedenen Ländern, veröffentlichen wir bereits täglich Hunderte von einzigartigen Artikeln. Genauere Informationen finden Sie auch auf unserer Homepage.

Unser Ziel ist es die Medienlandschaft durch eine unabhängige Berichterstattung nachhaltig zu verändern und Blastern auf der ganzen Welt eine internationale Plattform zu bieten, in der diese die Möglichkeit haben, ihre Meinung in einem professionellen Onlinemagazin darzustellen. Dabei erfolgt die Vergütung in Abhängigkeit von der Anzahl der erreichten Klicks und basiert somit auf einem einzigartigen leistungsorientierten System.

Blasting News: bezahlt werden nach Klicks

Man suche, so schrieb er uns, „Journalisten, Bloggern und Menschen mit einer Leidenschaft fürs Schreiben, die ein Interesse daran haben, gemeinsam mit uns das Projekt in Deutschland voranzutreiben und weiterzuentwickeln“. Das soll nicht umsonst geschehen, sondern es gibt ein Vergütungsmodell per Klick: bis zu 150 Euro soll es pro Artikel geben. Gemessen am Tageshonorar, das manche Onlineredaktionen großer Tageszeitungen zahlen, ist das also gar nicht so schlecht. Allerdings: Eine neue Seite muss natürlich auch erst einmal bekannt werden, um genügend Besucher auf einen Artikel zu bringen, damit dieses Honorar erreicht wird. Der Autor geht also in eine Art Vorkasse und vertraut darauf, dass das Team hinter der Seite weiß, wie man Reichweite erzielt.

Screenshot Blasting News
Screenshot Blasting News

Mitglied werden bei Blasting News

Als ich mich auf der Seite umschaue, bin ich irritiert, dass ich nirgendwo einen Hinweis sehe, dass Autoren gesucht werden. Ganz unten auf der Seite ist ein Video integriert, „Let’s change global information together“. Ich klicke darauf und lande bei blastingnews.com, „the social journalism revolution“. Dort kann ich Mitglied werden, wobei und wofür erschließt sich mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich.

Wer Mitglied wird, akzeptiert den Blasting News Contract. 8 Seiten auf Englisch, indem man unter anderem versichert, die Inhalte exklusiv der Firma zu überlassen. Bis zu 150 Euro pro Artikel für Exklusivität – wäre mir zugegebenermaßen zu wenig. Aber immerhin wird ab einem Guthaben von 50 Euro ausgezahlt. Mitglied werden kann man via Facebook oder per eMail. Dann muss ich die Allgemeinen Geschäftsbedingungen akzeptieren. Und schließlich kann ich einen Beitrag verfassen.

Exklusive Inhalte, bitte!
Exklusive Inhalte, bitte!

Vertrag und Richtlinien bei Blasting News

Interessant: Man kann Audio aufnehmen, schreiben, eine Bildergalerie anlegen – und bald soll auch Video verfügbar sein. Was mir gut gefällt, sind die 14 Seiten Richtlinien. Sie geben einen kleinen Einblick in das, was beim Onlinejournalismus wichtig ist und verbieten den Missbrauch von SEO oder durch Fake-Profile in den sozialen Medien. Das Content Management System sieht einfach zu bedienen aus. Mich irritiert, dass so wenig Informationen zur Person abgefragt werden, um ein Profil zu erstellen. Ich finde beispielsweise keine Möglichkeit, ein Foto hochzuladen oder auf meine Konten in sozialen Netzwerken hinzuweisen. Das wäre aber im Sinne des Personal Branding, also des Markenaufbaus durchaus sinnvoll.

Mein Fazit: Wenn man sich der Spielregeln bewusst ist, kann Blasting News sinnvoll sein. Dann nämlich, wenn man nicht bereit ist, selbst ein Blog aufzusetzen und regelmäßig zu befüllen, und wenn einem Angebote wie Tumblr oder Medium auch nicht zusagen. Immerhin hat man bei Blasting News die Chance, ein Honorar für seine Beiträge zu bekommen. Ich persönlich bevorzuge es jedoch, Themen, die mich bewegen, auf eigenen Blogs zu veröffentlichen. Übrigens: In Mainz will im Sommer merkurist.de an den Start gehen – mit einem ähnlichen Vergütungsmodell. Die Kollegen dort machen es Schreibern jedoch leichter, Kontakt aufzunehmen, als Blasting News das tut.

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11 Kommentare zu “Unter der Lupe: Blasting News

  1. Ich wünsche mir sehnlichst, dass Blogger auch in Zukunft NICHT den eigenen Blog aufgeben, um stattdessen ihre Inhalte auf einer „fremden“ Plattform zu posten und dieser dann gegen eine Vergütung die Rechte am eigenen Werk abtreten.

    Stattdessen sollte die Reichweite eigenen Plattform so groß werden, dass auch darüber eine adäquate Vergütung von einzelnen Beiträgen möglich wird.

    Diese Idee wurde in den letzten 12 Monaten zunächst zu einem Konzept, dann zu einem Plan, und nun zu einem Projekt (erste Infos siehe Website).

    Ich würde mich freuen, wenn dieses Projekt in der Zukunft auch für Dich interessant sein wird, liebe Bettina. Und: bei Fragen bitte fragen! :-)

  2. Hallo Frau Blaß,

    ich schreibe Ihnen aus Sicht einerLeserin. Die „Blasting News“ bei mir sehr negativ besetzt. Ich habe mir bei google einen Alert zu einem bestimmten Thema eingerichtet und in diesem Rahmen erhalte ich auch immer wieder Texte eines Blogers auf Blasting News, der mit seinen Texten a) wenig zu neuem Erkenntnisgewinn bei mir beiträgt und b) schlicht und ergreifend falsche Sachen schreibt. Leider sieht es in diesem einen Fall sehr nach Effekthascherei à la „Bild“ aus und ich ignoriere seine Artikel mittlerweile. Ich schreibe Ihnen dies, um darauf hinzuweisen, dass ein Eintrag, der bei „Blasting News“ erscheint, ggf. bei Lesern, die dieselben Eefahrungen gemacht haben wie ich, gleich wieder weggeklickt wird.

    MfG
    Silke Weyers

      1. Sehr geehrte Frau Blaß,

        seit dem 07.02.2017 schreibe ich nebenberuflich als freier Reporter und Journalist für das Medienonlineportal „Blastingnews“.

        Da ich in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen arbeite, kann ich in meinen Artikeln, derzeit sind es 4 über Themen für Menschen mit Behinderungen schreiben.

        Als freier Reporter und Journalist steht es mir frei über Themen zu berichten. Ich muss auch keine Termine als Frist für die Veröffentlichung meiner Artikel einhalten. Mein letzter Artikel: http://de.blastingnews.com/meinung/2017/07/kursus-in-der-katholischen-akademie-schwerte-001853425.html

        Ich erhoffe mir mit meinen Artikeln, dass ich Leser erreiche, die sich für Themen über Behinderte Menschen in Deutschland interessieren.

    1. Das Problem hierbei ist doch wohl ihre Sichtweise. Ich habe Kollegen mit denen ich mich keineswegs identifizieren kann, doch umgekehrt ist die doch sicher genauso. Meinungsfreiheit gibt es nun mal nicht ohne „Nebenwirkung“ und so wie ich das sehe, hat Blasting News keine redaktionelle Vorschriften. In Deutschland ein seltenes Gut. Wenn Rechts und Links, oder welche ideologische Ausrichtung auch immer, nur unter ihres Gleichen verbleibt, so werden sich extreme Ansichten potenzieren und der Fanatismus wird weiter wachsen. Nur offene Portale bringen unterschiedliche Ideen zusammen und regen zur Diskussion an . Ob ich für dieses Portal schreiben werde weiss ich noch nicht. Das kommt auf die Bezahlung an. Ich bezweifle aber, dass hier jemand 150 € mit einem Beitrag macht.

      MfG
      RFG

      1. Lieber Rui Filipe,
        1. bitte verrate uns, was die Nebenwirkungen von Meinungsfreiheit sind.
        2. Bitte nenne uns die Redaktionen, in denen es redaktionelle Vorschriften gibt, und sage uns, was dort steht. Wir werden dann gerne bei den entsprechenden Redaktionen nachfragen. Ich arbeite seit 20 Jahren hauptberuflich als Journalistin, mir ist noch nie eine redaktionelle Vorschrift untergekommen. Und als Autor müsste man diese kennen, um beschäftigt zu werden. Lediglich beim Axel Springer Verlag musste ich für ein Praktikum vor langer Zeit die Grundsätze des Verlags unterschreiben. Ansonsten gilt für Journalisten der Pressekodex. Darin steht unter anderem, dass man nicht einfach etwas behauptet, sondern zunächst einmal recherchiert, ob es denn stimmt. In Zeiten von Fake News ist das besonders wichtig.
        3. 150 Euro für einen Artikel sind in vielen Lokalredaktionen schon viel Geld.
        4. Ich stimme dir zu: Filterblasen sind für alle schlecht.
        Viele Grüße

        1. Liebe Bettina.
          Nebenwirkungen der Meinungsfreiheit sind in meinen Augen eben auch Meinungen akzeptieren zu können mit denen man sich nicht im geringsten Identifiziert. Von Geschichtsverdrehern und Verschwörungstheoretikern bis hin zu sexistischen oder religiösen, extremistischen und radikalen Aussagen. Heute werden oft Meinungen unterdrückt die nicht in unser Bild passen. Es mag einem liberalem, demokratisch und fortschrittlich denkenden Menschen ein Graus sein, aber man kann nun mal nicht von Toleranz und Meinungsfreiheit sprechen und dann selber zensieren was einem nicht passt. Wo sollen wir die Grenze ziehen? Was ist „Fake News“? Was ist Propaganda und warum fallen so viele Menschen darauf rein? Sollten wir nicht lieber am Bildungskonzept arbeiten und statt willige, leicht manipulierbare Massen für die Billiglohn-Sklaven der Zukunft, eine offene Gesellschaft mit aufgeklärten Bürgern heranbilden, die für sich selbst denken und entscheiden können, was sie für glaubhaft halten?
          Ich meinte übrigens nicht den Pressecodex, sondern es ist eher die unsichtbare „Selbstzensur“, die einfach existiert, egal wo. Wenn der Redakteur die Nase rümpft oder manchmal auch offen sagt – „das kannst du nicht bringen“… Axel-Springer-Verlag ist ein gutes Beispiel. Wie oft werden Journalisten zur Persona non grata, wenn sie dem falschen ans Bein machen?
          Bei dem Konzept, welches hier von Blasting News angepriesen wird bekommt man für einen Artikel, wenn dieser nur 2000 Views erreicht gerade einmal 5-10 Euro. Die Werbung auf dem Portal bringt kaum mehr. Viele junge Journalisten arbeiten anfangs umsonst, bis sie mal eine Stammleserschaft haben. Die Gefahr hierbei ist der Anreiz zum Populismus und Sensationsjournalismus. Wer gemäßigt schreibt nagt am Hungertuch. Auch ein Grund, warum das Netz voller Extremisten ist.
          Mal unter uns. Ich würde gerne für 150 € pro Artikel schreiben.

          Schöne Grüsse aus Portugal
          Rui Filipe Gutschmidt

          1. Lieber Rui Filipe,
            natürlich gehört zur Meinungsfreiheit, dass man auch andere Sichtweisen toleriert. Allerdings in den Grenzen der Rechtsstaatlichkeit: Volksverhetzung, Drohung, Aufruf zur Gewalt, Beleidigung, Verleumdungen und üble Nachrede sind eben nicht von Meinungsfreiheit gedeckt, und das ist auch gut so.

            Ich bitte dich nochmals konkret zu werden: In welchen Redaktionen findet Selbstzensur statt? Was hast du da erlebt? Ich halte überhaupt nichts davon, diese Thesen einfach mal so zu streuen, ohne konkrete Beispiele zu nennen und Beweise zu haben. Ich habe in vielen Redaktionen gearbeitet und arbeite jetzt für viele Redaktionen. Selbstzensur habe ich nie erlebt. Im Gegenteil: In den Konferenzen diskutieren sehr unterschiedliche Menschen, ob ein Thema relevant ist und wie man es umsetzt. Das ist gelebte Demokratie und Journalismus. Ich habe auch noch nie eine Vorgabe bekommen, mit welchem Ergebnis ich eine Recherche umzusetzen habe: Es wird immer ergebnisoffen recherchiert. Ich stimme dir zu: falsche, sensationslüsterne und populistische Überschriften, um mehr Klicks und damit mehr Geld zu erzielen, sind unseriös. Sie haben nichts mit Journalismus zu tun.

  3. Ich schreibe inzwischen bei blasting news, vor allem im Ressort Politik und Meinung. Was die Vergütung im konkreten Fall angeht: ich lasse mich überraschen. Diese Plattform ist für mich ideal, weil ich mich, wie du schon erklärt hast, nicht selbst um sie kümmern muss und im wahrsten Sinne des Wortes, als Nebenjob zum Studium, ein absolut freier Journalist.

    Was das reißerische bis populistische Niveau angeht – mache Texte ähneln sehr dem AfD-Duktus – da muss ich überwiegend zustimmen. Trotzdem gibt es, wenn auch im geringen Maße, differenzierende Texte von vermutlich liberaleren Autoren. Letztere sind leider relativ selten aktiv. Ich finde diese Bedingungen aber insg. gut, denn als diskursiver Journalist wären meine Texte bsp. in DER ZEIT, SZ oder FAZ im Grunde Texte von linksliberalem Autor für ein ähnliches Publikum, was für mich doch zu langweilig ist. Wo ist denn bitte die Herausforderung. Meine Texte passen besser dort hin wo noch „Platz“ ist, wo ich noch reichlich antagonistische Autoren als Kritiker vorfinde. Außerdem bietet diese Plattform echten unabhängigen Journalismus an: dort ist insgesamt das gesamte politische Spektrum vertreten, wenn auch (noch) nicht ausgeglichen.

    Mit besten Grüßen und Vielen Dank für ihren Artikel!

  4. Ich schreibe inzwischenAutor bei blasting news, vor allem für die Ressorts Politik und Meinung. Was die Vergütung im konkreten Fall angeht: ich lasse mich überraschen. Diese Plattform ist für mich ideal, weil ich mich, wie du schon erklärt hast, nicht selbst um sie kümmern muss und im wahrsten Sinne des Wortes, als Nebenjob zum Studium, ein absolut freier Journalist bin.

    Was das reißerische bis populistische Niveau angeht – mache Texte ähneln sehr dem AfD-Duktus – da muss ich überwiegend zustimmen. Trotzdem gibt es, wenn auch im geringen Maße, differenzierende Texte von vermutlich liberaleren Autoren. Letztere sind leider relativ selten aktiv. Ich finde diese Bedingungen aber insg. gut, denn als diskursiver Journalist wären meine Texte bsp. in DER ZEIT, SZ oder FAZ im Grunde Texte von linksliberalem Autor für ein ähnliches Publikum, was für mich doch zu langweilig ist. Wo ist denn bitte die Herausforderung. Meine Texte passen besser dort hin wo noch „Platz“ ist, wo ich noch reichlich antagonistische Autoren als Kritiker vorfinde. Außerdem bietet diese Plattform echten unabhängigen Journalismus an: dort ist insgesamt das gesamte politische Spektrum vertreten, wenn auch (noch) nicht ausgeglichen.

    Mit besten Grüßen und Vielen Dank für ihren Artikel!

    1. Lieber Sebastian, erklärst du mir und uns bitte, was ein diskursiver Journalist ist? Davon abgesehen: Journalismus in Deutschland ist unabhängig. Wenn Medien allerdings die Meinungs- und Pressefreiheit nutzen, um mit populistischen, reißerischen oder falschen Überschriften Klicks zu generieren, um so höhere Werbepreise verlangen zu können, ist das unseriös.

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