Inkassodienst: Schneller ans Geld kommen

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Freier Journalist mit Schwerpunkt Technik, Sachbuchautor und Dozent. Nerd, Geek und vieles mehr. Homepage: www.timo-stoppacher.de Weitere Profile von mir: @CGNTimo, Facebook und Instagram. E-Mail timo@stoppacher.de

In letzter Zeit sind uns immer mal wieder Mails von Zahlungsdienstleistern ins Postfach geflattert. Nicht etwa, weil wir irgendwas nicht bezahlt haben, sondern weil man uns auf diese Dienstleistung aufmerksam machen wollte. Denn was bei vielen großen und mittelständischen Unternehmen gang und gäbe ist, nutzen gerade freie Journalisten bislang kaum: einen Inkassodienst.

Bei Inkasso denke vermutlich nicht nur ich an den Gerichtsvollzieher oder breitschultrige, stiernackige Kerle mit osteuropäischem Akzent, die einem unmissverständlich klar machen, dass man besser ganz schnell seine Rechnungen begleicht. Dabei kann es gerade für Selbstständige einige Vorteile bieten, wenn sie sich nicht selbst um das Eintreiben ihrer Rechnungen kümmern müssen.

Kein automatischer Geldeingang

Als Angestellter bekomme ich in schöner Regelmäßigkeit mein Gehalt, als Selbstständiger gibt es meistens keinen Automatismus. Ich erledige meine Projekte, schreibe eine Rechnung und hoffe, dass sie möglichst schnell bezahlt wird. Ich selber habe Glück, und meine Kunden zahlen fast alle ziemlich zügig, teilweise innerhalb weniger Tage. Nachfragen, wo das Geld bleibt oder gar mahnen, musste ich schon lange nicht mehr. Das kann ganz anders aussehen, wie dieser Artikel beschreibt.

Meine Ausgaben finden dagegen zum größten Teil regelmäßig statt. Die Miete wird immer am ersten des Monats abgebucht, so auch die meisten Versicherungen und alle drei Monate will das Finanzamt Geld. Deshalb muss ich dafür sorgen, dass zu diesem Zeitpunkt genug Geld auf dem Konto ist.

Was macht ein Inkassodienst?

Das Prinzip ist simpel: Ich melde mich bei so einem Dienst an und melde dort meine Forderung an. Das geht nach dem Schema: „Verlag X kriegt eine Rechnung über 200 Euro für den Artikel Y.“ Der Inkassodienst überweist mir das Geld innerhalb von ein bis zwei Werktagen und kümmert sich dann darum, dass Verlag X wiederum ihm das Geld überweist. Damit der Dienst etwas daran verdient, werden von den 200 Euro ein paar Prozent Provision abgezogen. Wie viel hängt vom Anbieter ab, Sebastian Brinkmann hat auf Journalisten-Tools.de eine Übersicht der Anbieter mit Kosten gemacht.

Ich finde das ganz praktisch. Wenn man bedenkt, dass Zinsen für einen Dispokredit oft deutlich über 10 Prozent liegen, ist es für mich günstiger einen Inkassodienst zu beauftragen, als mein Konto zu überziehen. Unter der Voraussetzung, dass ich als Freiberufler überhaupt einen Dispokredit bekomme.

Was muss ich veranlassen, wenn ich auf einen Inkassodienst umsteige?

Wie gesagt, ich persönlich habe Glück und pünktlich zahlende Kunden. Dennoch habe ich mir Gedanken gemacht, was ich beachten müsste, wenn ich so einen Dienst nutze.

  • Habe ich alle Wege ausgeschöpft, um beim Kunden selbst schnellere Zahlungen möglich zu machen? Vielleicht ist es dort nicht klar, dass ich als Freiberufler einen anderen Cash-Flow habe, als ein mittelständisches Unternehmen.
  • Wenn ich mich für einen Inkassodienst entscheide, sollte ich meine Kunden vorwarnen, dass die Rechnungen demnächst eben nicht mehr von mir selber kommen. Garniert mit dem Hinweis, dass es für den Kunden dadurch nicht teurer wird, und vielleicht auch mit dem Hinweis, warum ich das nun jetzt mache.
  • „Passen“ meine Kunden in das Schema des Anbieters? Einige Anbieter schließen bestimmte Kundengruppen aus, zum Beispiel UGs als Unternehmensform. Da habe ich eine im Kundenkreis, für die müsste ich wieder separat Rechnungen schreiben.

Fazit

Je nachdem, wie gut beziehungsweise schlecht die Zahlungsmoral mancher Kunden ist, kann so ein Inkassodienst – auf neudeutsch übrigens Factoring – eine sinnvolle Möglichkeit für Freiberufler sein, um den eigenen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen.

Habt Ihr schon Erfahrungen damit gemacht? Wenn ja, freuen wir uns auf Eure Kommentare.

 

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7 Kommentare zu “Inkassodienst: Schneller ans Geld kommen

  1. Als Alternative würde ich freien Kollegen empfehlen, immer mit einer finanziellen Reserve zu arbeiten. Ich habe beispielsweise ein Tagesgeldkonto, auf dem ich einen Betrag in Höhe meiner typischen Ausgaben für einige Monate bunkere. Auf einem anderen Tagesgeldkonto liegen Rücklagen für zu erwartende Ausgaben, etwa Steuern, ein neuer Computer, etc. So kann mich auch der Zahlungsausfall eines wichtigen Auftrags nicht existenziell Treffen. Die Möglichkeit eines Dispos habe ich bei meinem Girokonto bewusst abgewählt.

    So ein Inkassodienst ist natürlich praktisch, um in letzter Konsequenz einem absoluten Zahlungsverweigerer zu Leibe zu rücken und vermutlich billiger als ein Anwalt. Aber im „Normalbetrieb“ würde ich das vermeiden.

  2. Auch ich habe ein- bis zwei Kunden, bei denen ich doch hin- und wieder meinem Geld hinterher laufe. Ich habe in der Tat schon einmal darüber nachgedacht, für diese Fälle einen solchen Factoring-Dienstleister zu beauftragen. Allerdings sehe ich das, nachdem ich mich mit einem befreundeten Grafiker (ebenfalls Freelancer) darüber unterhalten habe, inzwischen kritisch: „Es könnte auch passieren, dass Dein Kunde Dir dann zum letzten Mal einen Auftrag erteilt hat, wenn er Post von einem Inkasso-Unternehmen bekommt. Denn Du weißt ja nicht, wie dieses Unternehmen gegenüber Deinem Kunden auftritt. Ein falscher Tonfall und dann war´s das. Wenn es ganz dick kommt, spricht es sich in der Branche herum, dass Du Auftraggebern so eine Inkassobude auf den Hals hetzt. Gar nicht gut.“ Ich konnte dieser Argumentation gut folgen und habe bisher darauf verzichtet. In der Regel konnte ich Zahlungsverzug im persönlichen Gespräch klären. Das scheint mir auf Dauer der bessere Weg. Es sei denn, man möchte den entsprechenden Kunden sowieso loswerden….

  3. Ein guter Beitrag. Mit Factoring habe ich noch keine Erfahrung. Allerdings habe ich einmal ein Inkasso-Unternehmen genutzt, nachdem ein Kunde seine Rechnung monatelang nicht gezahlt hat und nicht auf meine Emails reagiert hat. Nach Einschalten des Inkasso-Büros was das Geld sehr schnell auf meinem Konto.

    Zusätzlich empfehle ich jedem Freiberufler, sehr schnell die Rechnungen zu schreiben und konsequent zu mahnen. Umfragen haben gezeigt, dass durch ein strukturiertes Mahnwesen der Auftragnehmer deutlich ernster genommen wird. Außerdem ist das Geld dann auch viel schneller auf dem Konto.

  4. Hallo Herr Stoppacher,

    ab wann muss man denn eine Rechnung schreiben ?
    Wenn ich alle 2 Monate ein Porträt erstelle, brauche ich ja keine Steuernummer, oder

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