Meine Erfahrungen mit Recherchescout

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Selbstständige Journalistin mit dem Fokus auf Verbraucher- und Internetthemen, Buchautorin, Dozentin. Mehr Infos: Wirtschaft verstehen!, Facebook, @kuechenzurufGoogle+

Eigentlich finde ich die Idee von Recherchescout gut: Über eine Plattform sollen Journalisten mit Gesprächspartnern zusammengebracht werden, die ihnen bisher nicht bekannt sind. Manche Kollegen nennen das „PR im Internetzeitalter“ – und ich finde die Idee trotzdem gut. Ganz einfach aus dem Grund: Wenn man lange Zeit im Journalismus arbeitet, neigt man aus Bequemlichkeit dazu, die immer gleichen Menschen zu interviewen. Mit ihnen hat man Erfahrung, sie geben einem kluge Antworten, die Zusammenarbeit läuft unproblematisch. Zu Recht fordern meine Kunden darum manchmal: Such bitte für dieses Thema mal einen neuen Gesprächspartner, wir hatten den XYZ schon so oft im Blatt. Und selbst dann neigen wir dazu, nicht einen ganz neuen Gesprächspartner zu suchen, nein, wir schauen, wen denn andere Medien zu diesem Thema interviewt haben. Schließlich haben diese Gesprächspartner dann schon eine gewisse Medienerfahrung. Darum also: Eine Plattform wie Recherchescout, die mich mit neuen Interviewpartnern zusammenbringen kann, ist eine gute Sache. Zumindest theoretisch.

Ich fülle den Bogen aus
Ich fülle den Bogen aus

Erfreulicherweise ist es sehr einfach, eine Anfrage zu stellen: Ich klicke „Für Journalisten“ an, gebe mein Thema ein. Ich fülle das Feld „Meine Fragen“ aus, sage, was ich schon weiß und für wen ich arbeite, und eine Deadline kann ich auch eingeben. Bevor meine Recherchefrage jetzt die potenziellen Gesprächspartner erreicht, muss ich mich noch registrieren, aber auch das geht schnell und einfach. Ich gebe zwei Recherchethemen vor, die nicht zeitkritisch sind. Und dann warte ich. Und ich warte, warte, warte, aber auch nach Wochen habe ich nicht eine einzige Rückmeldung bekommen.

Screenshot Recherchescout
Screenshot Recherchescout

Recherchescout: Liegt’s an mir?

Das ist besonders bitter, weil die Unternehmen dafür bezahlen, dass sie bei Recherchescout mit Journalisten in Verbindung kommen. Ein Unternehmensaccount mit bis zu fünf Themengebieten kostet 145 Euro im Monat. Ich frage darum nach einigen Wochen meinen Gesprächspartner, der mich gebeten hatte, Recherchescout zu testen, ob ich etwas falsch gemacht habe. Lag’s an meinen Themen? Müsste ich noch mehr Zeit geben? Hat es damit zu tun, dass ich für meine Blogs recherchiert habe und nicht für klassische Medien?

Antwort:

An der Ablaufzeit kann es nicht gelegen haben, wenn ausreichend Zeit zum Antworten gewesen ist. Das Medium spielt natürlich eine entscheidende Rolle, weil Blogs von vielen Kommunikatoren nicht so hoch eingestuft werden, selbst wenn bei Ihnen ja eigentlich der Name funktionieren müsste.

Demographie ist, wenn es einen Wirtschaftsbezug gibt, eigentlich nicht grenzwertig, da viele Unternehmen von Themen wie Überalterung, Fachkräftemangel etc. betroffen sind. Kurzum: Ich weiß nicht, warum sich niemand gemeldet hat. Die Urlaubszeit mag eine Rolle spielen – aber durch unser Qualitätsmanagement wissen wir, dass in den vergangenen Wochen durchaus die Mehrheit der Anfragen zu Treffern/Kontaktaufnahmen geführt hat.

Zufällige Info zu Recherchescout

Tja. Irgendwie blöd. Bei Besser Online sitze ich mit Patrick Wiermer und Felix Franz in einem Podium zum Thema „Selbstorganisation als Freier“. Felix ist von Hostwriter und stellt die Plattform als Rechercheinstrument vor, ich erzähle aus meinem Leben. Irgendwann kommt das Gespräch auch darauf, welche anderen Internetplattformen das Journalistenleben erleichtern können. Ich berichte von meiner Erfahrung mit Recherchescout, einfach, weil mich interessiert, ob Kollegen andere Erfahrungen gemacht haben, aber niemand scheint die Seite zu kennen. Nach der Veranstaltung kommt aber ein Kollege zu mir und erzählt mir, er habe genau die gleichen Erfahrungen gemacht: zwei Themen – aber keine Reaktion.

Fazit: Die Grundidee von Recherchescout finde ich immer noch gut, darum werde ich mein Konto dort nicht löschen. Zeitkritische Anfragen will ich künftig besser nicht über diese Plattform lösen, aber wenn ich etwas habe, was nicht brennt, werde ich es nochmals versuchen. Den dort registrierten Unternehmen möchte ich raten, professionelle Blogs ernster zu nehmen, auch wenn sie deren Namen nicht kennen.

Von Euch wüssten wir gern: Habt Ihr Erfahrungen mit Recherchescout? Mit Hostwriter? Mit anderen Plattformen? Bitte teilt Eure Erlebnisse mit uns.

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7 Kommentare zu “Meine Erfahrungen mit Recherchescout

  1. Meine Erfahrungen aus einem Test decken sich auch damit, es gab leider keine Reaktion bei einem Thema, bei dem ich eigentlich zumindest zwei, drei Reaktionen erwartet hätte.

  2. Hallo Frau Blaß,

    kennen Sie ResponseSource bereits? Wir wären bei Ihrer Recherche gerne behilflich und laden Sie dazu ein, unseren Service zu testen: http://www.responsesource.de/send/. Eine Recherche-Anfrage bei uns einzustellen ist kostenlos und eine Anmeldung ist nicht nötig. Wir würden uns über Ihre Eindrücke freuen!

    Bei Fragen helfe ich gern per E-Mail (stephanie.hauer@responsesource.de) oder schicken Sie uns gern auch eine Nachricht auf Twitter (RS@Germany) oder Facebook.

  3. Das eigentliche Problem kommt leider gar nicht richtig zur Sprache: Das Geschäftsmodell von Responsesource und Recherchescout ist ja so, dass man nur jene Experten vermittelt bekommt, die dafür auch bezahlen (können). Wer zahlt, erkauft sich also Einfluss auf die Berichterstattung. Wer sich auf so etwas einlässt, arbeitet nicht journalistisch. Oder etwa nicht?

    1. In der Tat ist das ein wichtiger Punkt. Weiter gesponnen heißt das auch: Wer sich die bessere PR-Abteilung leisten kann, hat größeren Einfluss auf die Berichterstattung. Wer sich das bessere Social Media Team leisten kann, wird eher wahrgenommen – und zwar möglicherweise direkt vom potenziellen Kunden, ohne Umweg über die Journalisten. Und wer sich den besseren Suchmaschinenoptimierer leisten kann, wird von den Journalisten als möglicher Gesprächspartner in den Google-Ergebnisseiten eher gefunden, weil er besser gerankt wird. Ich weiß nicht, ob es dazu schon Erhebungen gibt: Ist es wirklich so? Geht diese Rechnung auf? Falls es dazu noch keine Zahlen gibt, wäre das ein gutes Thema für eine Masterarbeit. Davon abgesehen denke ich, jeder Journalist und jede Redaktion muss das für sich alleine entscheiden. Journalismus ist ein sehr heterogenes Feld. Tatsächlich macht Recherchescout für meine Arbeit als Verbraucherjournalistin überhaupt keinen Sinn. Denn Unternehmensvertreter kommen in diesen Artikeln nicht zu Wort. Zitiert werden unabhängige Experten: Verbraucherschützer, Professoren, Fachjournalisten, eventuell Verbände – wobei die natürlich auch ein Ziel verfolgen. Meine beiden Recherchefragen habe ich in Bezug auf meine Blogs gestellt. Das erste, Zerfallendes Deutschland, ist eine Sammlung von Artikeln zum demographischen Wandel. In aller Regel stelle ich hier Projekte vor, die schon einmal in den Medien waren. Sonst würde ich sie nämlich wahrscheinlich gar nicht finden. Von Recherchescout erhoffte ich, auch andere Projekte zu finden, über die bisher nicht berichtet wurde. Oder zumindest: frische Gesprächspartner zu finden. Hat leider nicht geklappt. Für das andere Blog, Essen ist toll, würde ich super-gerne mal in eine Hotelküche gehen. Alles, was ich bisher versucht habe, um dorthin zu kommen, hat nicht geklappt. Also dachte ich, vielleicht finde ich über Recherchescout jemanden, der das ermöglicht. Leider nicht. Ich habe jetzt sogar noch einen dritten Versuch gestartet. Am letzten Tag meiner Frist meldete sich jemand mit den Kontaktdaten eines Ansprechpartners. Den habe ich angemailt – aber dann nichts mehr von ihm gehört. Recherchescout werde ich nach diesen Erfahrungen nicht mehr nutzen. Für Responsesource habe ich bisher noch nicht das passende Thema gefunden. Aber anschauen werde ich mir die Seite auf jeden Fall. Sollte ich darüber fündig werden, heißt das aber noch lange nicht, dass ich den Betreffenden auch in meiner Geschichte unterbringe.

  4. Unabhängige Informationen zu bekommen wird immer schwieriger. Und selbst wenn man, so wie Sie es beschreiben jemanden als Kontakt / Ansprechpartner gefunden hat verlaufen viele „Begegnungen“ am Ende im Sande. Irgendwann hat uns in der Firma so geärgert, das HyperQ als Recheretool entstanden ist, damit wir unabhängiger werden von den Standard Suchmaschinen / Recherchetools und Kontakten die im Sande verlaufen. Bei vielen dieser „Kontaktbörsen“ entsteht der Eindruck man befindet sich in einer Singlebörse – viel Lärm um nichts.

    1. Hallo Cristina, gebt uns doch Bescheid, wenn Eure Seite ein Impressum hat und Ihr irgendwo geschrieben habt, was die Nutzung eigentlich kosten soll. Dann testen wir das gerne. Vorher erscheint uns Euer Angebot nicht seriös. Noch ein kleiner Tipp: Vielleicht lasst Ihr noch jemanden den Text auf der Startseite Korrektur lesen. Da sind noch ziemlich viele Komma- und Rechtschreibfehler drin. Speziell, wenn man mit Journalisten zusammenarbeiten möchte, macht das keinen ganz guten Eindruck. Screenshot HyperQ vom 9. Februar 2016 Screenshot Impressum Screenshot HyperQ Homepage

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