Mit Bürokratie in die Selbstständigkeit

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Selbstständige Journalistin mit dem Fokus auf Verbraucher- und Internetthemen, Buchautorin, Dozentin. Mehr Infos: Wirtschaft verstehen!, Facebook, @kuechenzurufGoogle+

Neulich habe ich mich mit jungen Journalisten darüber unterhalten, was man eigentlich alles an Bürokratie erledigen muss, wenn man sich selbstständig machen möchte: Versicherungen, Steuern, VG Wort. Keines der Themen macht wirklich Spaß, aber wichtig sind sie alle. Schließlich geht es dabei immer ums Geld, und ohne Geld ist irgendwie alles doof.

Es gab Seminarteilnehmer, die fast eingeschlafen sind bei der Gesprächsrunde. Kein Wunder: Im Raum war es heiß, man diskutierte schon den zweiten Tag über ganz viele Themen rund um den Journalismus – und dann sind Versicherungen und Altersvorsorge eben Fußpilzthemen. Oft beschäftigt man sich mit ihnen erst dann, wenn man wirklich muss. Oder wenn es zu spät ist. Um so erstaunlicher fand ich, dass einige Teilnehmer sehr viel Interesse zeigten. Viele hatten außerdem bereits eine Berufsunfähigkeits- oder private Rentenversicherung abgeschlossen, was durchaus weitsichtig ist

Existenzgründung: geht nicht ohne Bürokratie

Aus unserer einstündigen Gesprächsrunde möchte ich Gründern im Journalismus diese Punkte mit auf den Weg geben:

  • Personal Branding: Ich höre immer wieder von jungen Kollegen, dass sie Journalisten sein möchten und keine Lust haben, sich immerzu ins Rampenlicht zu stellen oder gar zur Marke zu werden. Komische Aussage, finde ich. Denn jeder Beitrag, der mit unserem Namen gekennzeichnet ist, führt automatisch dazu, dass man zu einer Marke wird.Warum sollte man das nicht nutzen und in die Richtung drehen, in die die Selbstständigkeit laufen soll? Wer selbstständig arbeiten möchte, muss von potenziellen Kunden gefunden werden. Das klappt nicht, wenn man nicht im Internet präsent ist.
  • Netzwerken: Man kann Stammtische altmodisch finden. Allerdings kenne ich kaum jemanden, der nicht mit netten Menschen zusammen Bier trinkt. Darum frage ich mich immer, was gegen Stammtische spricht. Sich mit Kollegen oder Ex-Kollegen regelmäßig zusammenzusetzen und außerhalb des Hamsterrads mal über einige Dinge zu quatschen, kann sehr hilfreich sein. Netzwerken kann man natürlich auch in Vereinen oder Verbänden wie beispielsweise dem Journalistinnenbund, den Freischreibern, dem DJV mit seinen Ortsgruppen und Fachausschüssen oder auch bei Verdi. Sinnvoll sind natürlich auch Onlinenetzwerke, also beispielsweise spezielle Gruppen bei Facebook oder WhatsApp. Ich habe über den DJV-NRW beziehungsweise Kollegenempfehlungen schon sehr, sehr viele Jobs bekommen.
  • Tagessatz: Bei „Jobs“ sind wir beim nächsten Punkt, und das ist die Bezahlung. Klar ist es schön, wenn man einen Auftrag hat. Die Frage ist aber: Zu welchem Preis. 152 Euro Tagessatz sind einfach zu wenig – nur um es nochmals zu sagen. Timo empfiehlt einen Tagessatz von mindestens 400 Euro. Dem schließe ich mich an.
  • Krankenversicherung: Vom hauptberuflichen Einkommen kommt man schnell zur Krankenversicherung. Freiberufler sollten den Weg in die Künstlersozialkasse suchen. Auch wenn es ausgesprochen verlockend ist, dass man sein Einkommen fürs nächste Jahr selbst schätzen darf und damit natürlich auch über die Höhe der Beiträge bestimmt, so sollte man doch möglichst ehrlich sein. Nicht nur wegen der Kontrollen.
  • Steuern: Wer genug verdient, um hauptberuflicher Journalist zu sein, der bekommt sicher auch bald Post vom Finanzamt. Ein Teilnehmer fragte mich recht verzweifelt, wie ich das denn mit den Steuern mache. Er werfe alle Belege in eine Kiste und bekomme dann am Ende des Jahres die Krise, weil er keinen Überblick hat. Ich mache jede Woche Buchhaltung, meist etwa eine Stunde. Dabei trage ich bereits unterjährig alle Ausgaben und alle Einnahmen in meine Steuersoftware ein. Dadurch wird der Aufwand zum 31. Juli deutlich geringer.
  • Versicherungen: Ich bin zwar der Meinung, dass die Deutschen grauenvoll überversichert sind. Man kann nicht jedes Risiko abfedern, da müsste man aufhören zu leben. Aber. Es gibt schon einige Risiken, die existenzbedrohend werden können. Und auch wenn die Versicherungen, die im Notfall einspringen, schreckliche Namen haben, so sollte man sich doch mit der Betriebshaftpflicht, Vermögensschadenhaftpflicht, Unfallversicherung und Berufsunfähigkeit auseinandersetzen.
  • Altersvorsorge: Und leider auch mit der Altersvorsorge. Wer als Freiberufler kein Geld fürs Alter zurücklegt, spielt auf volles Risiko. Die kleine Rente, die aus der gesetzlichen Rentenversicherung über die KSK hereinkommt, wird nicht ausreichen. Nun gibt es ja das Presseversorgungswerk mit seiner sehr altmodischen privaten Rentenversicherung. Das Produkt mag unflexibel und vielleicht auch teuer sein. Es behauptet sich aber in einer Zeit, in der der Garantiezins ständig weiter sinkt. Darum sollte man sich das Angebot zumindest einmal ansehen.
  • VG Wort und VG Bild und Kunst: Ob und wie lange es die VG Wort in dieser Form noch geben wird, weiß derzeit leider keiner. Aber noch gibt es Tantieme dafür, dass die Texte, die man geschrieben hat, kopiert oder in Lesezirkeln weitergegeben werden. Ähnlich ist es bei Fotos. Wer sich nicht anmeldet, und seine Texte und Bilder nicht meldet, dem ist nicht zu helfen.

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